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Die "Waldbahn" Plattling - Deggendorf - Zwiesel - Bayerisch Eisenstein (KBS 905)

Eines des beeindruckendsten Bauwerke der Waldbahn: der Zachenberger Einschnitt zwischen Gotteszell und Triefenried

Die 72 Kilometer lange eingleisige Hauptstrecke von Plattling nach Bayerisch Eisenstein ist die älteste Bahnstrecke im Bayerischen Wald und wohl auch die bekannteste. Sie wurde noch von der guten alten Bayerischen Ostbahn geplant und, nachdem die Ostbahn von der Königlich Bayerischen Staatsbahn übernommen wurde, ab 1875 erbaut und 1877 fertig gestellt. 1866 wurde bereits von einer Privatbahn eine Strecke Plattling-Deggendorf, die erste Sekundärbahn in Süddeutschland, gebaut. Diese Strecke verlief allerdings nicht auf der Trasse der heutigen Waldbahn, sondern etwas weiter südöstlich (der Endbahnhof lag im Ortsteil Fischerdorf an einer bestehenden Donaubrücke) und wurde bei der Eröffnung der Strecke nach Zwiesel stillgelegt.

Für die Waldbahn wurden extra zehn Exemplare einer neuer Lokbaureihe, der D V (sprich "D fünf") beschafft. Die 44,6 Tonnen schweren, 300 PS starken und 45 km/h schnellen Cn2t-Loks fuhren nur bis 1892 auf der Strecke Plattling-Eisenstein. Die letzte D V (später 89.81) wurde 1928 ausgemustert.

Von Plattling bis Deggendorf verläuft die Strecke im Flachland. In Deggendorf zweig(t)en die Nebenbahnen nach Metten (Privatbahn, 1991 stillgelegt und teilweise abgebaut) und Kalteneck (nur noch Güterverkehr bis Hengersberg) von der Waldbahn ab. Dann beginnt der Anstieg durch das Graflinger Tal und nach einigen Kilometern wechselt der Zug die Richtung und die Talseite. Bis zum alten Kreuzungsbahnhof Ulrichsberg geht es wieder mehrere Kilometer zurück in Richtung Deggendorf. Im Kühbergtunnel schwenkt die Waldbahn wieder um 180° und der Zug fährt jetzt zum Kreuzungsbahnhof Grafling. Nach der Zugkreuzung fährt er weiter nach Gotteszell. Eine solche Streckenführung ist in Bayern einmalig, aber z. B. auch an der österreichischen Mariazellerbahn bei Laubenbachmühle zu finden. Kurz nachdem der Zug den 596 m langen Hochbühl-Tunnel durchfährt, erreicht er Gotteszell, wo die alte, am 20.11.1890 in Betrieb genommene alte Stammstrecke der Regentalbahn nach Viechtach abzweigt (Wanderbahn). Auf der Weiterfahrt nach Triefenried durchquert der Zug mehrere mühsam in den Fels getriebene Einschnitte, unter anderem den 29 Meter tiefen Zachenberger Einschnitt. Dann geht es weiter nach Regen, wobei der Zug wieder einige Höhenmeter verliert (Triefenried 620, Regen 588m). Kurz vor Regen überquert der Zug das 49 m hohe und 301 m lange Viadukt über die Ohe. In Regen kreuzten die Züge bis 2003. Hier werden auch Panzer verladen, allerdings nur mehr nachts während der Betriebsruhe, da der Bahnhof keine Signale mehr besitzt. Dann fährt der Zug über Bettmannsäge (Diese Haltestelle ist nach einem großen Sägewerk benannt, das es aber schon lange nicht mehr gibt. Da der Besitzer ein Jude war, wurde die Haltestelle in der Nazizeit in "Regentalsäge" umbenannt.) weiter nach Zwiesel, wo die Nebenbahnen nach Grafenau und Bodenmais abzweigen. Hier kreuzen die Züge wieder. Nach Zwiesel überquert der Zug wieder ein Viadukt über den Regen, bevor er am Hp Ludwigsthal hält, die Deffernikbrücke überquert und dann durch den Hochwald nach Bayerisch Eisenstein weiterfährt. Vorbei an drei alten Eisenbahnerhäusern und dem Lokschuppen fährt er in dem berühmten Grenzbahnhof einfährt, der, einmalig in Europa, direkt auf der Grenze liegt.

Die Strecke sollte eigentlich eine wichtige Verbindung von Prag nach München und in Richtung Österreich/Italien werden, was aber durch die steile und kurvige Streckenführung von Spicak/Spitzberg bis Nyrsko/Neuern verhindert wurde. Man plante sogar einen zweigleisigen Ausbau der Waldbahn, was man an den breiten Tunnelportalen und Brückenpfeilern erkennen kann. Von 1945 bis zum 3.11.1990 war allerdings die Verbindung nach Tschechien unterbrochen. 1991 wurde der Grenzübergang feierlich eingeweiht, sogar Bundeskanzler Kohl war angereist. Doch erst seit 2006 fuhren Personenzüge planmäßig über die Grenze, und zwar von Plattling bis Spicak. Ende 2014 wurden die durchgehenden Zugfahrten mit "Waldbahn"-Triebwagen wieder eingestellt und es muss wieder im Grenzbahnhof umgestiegen werden.

Die Streckenhöchstgeschwindigkeit beträgt bis Zwiesel 100 km/h und dann bis Eisenstein 90 km/h. Die Strecke ist jetzt komplett mit Blocksignalen ausgerüstet. Der Abschnitt Zwiesel-Eisenstein war vor der Grenzöffnung stark stilllegungsgefährdet, da die Gleisanlagen ziemlich verkommen waren und es nur sehr wenig Güterverkehr gab. Zuletzt verkehrten nur 4 Zugpaare.

Bis März 1974 fuhren Dampfzüge nach Eisenstein, wo die 050er auf der Drehscheibe wendeten. 1974 kam der letzte dampfbespannte DB-Personenzug Niederbayerns (auf der angrenzenden Privatbahn Deggendorf-Metten hielt sich die Dampftraktion noch ein Jahr länger!) mit einer 053er nach Eisenstein. Danach verkehrten Wendezüge mit einer oder zwei Loks der Baureihen 211 und 218 und Silberlingen.  Die Strecke war das letzte planmäßige Einsatzgebiet der 211 auf einer Hauptstrecke. Bis 2000 gab es auch Fernverkehr: einen direkten IC-Kurswagen Zwiesel-Hamburg, bis Plattling bespannt mit einer 218er. Viele Sonderzüge kamen und kommen immer noch nach Zwiesel, Grafenau oder Bodenmais, z. B. 1980 der TEE (BR 601) als "Alpen-See-Express" oder der Scharnow-Express. Jetzt werden die Waldbahn und die Nebenstrecken von der Regentalbahn mit Regioshuttles betrieben.

Von den fünf abzweigenden Nebenbahnen sind die beiden Strecken Zwiesel-Grafenau und Zwiesel-Bodenmais noch im Betrieb, die alte Stammstrecke der Regentalbahn Gotteszell-Viechtach (früher bis Blaibach) wird als Ausflugsbahn betrieben und die in Deggendorf abzweigenden Strecken nach Metten und Kalteneck sind stillgelegt.

Güterverkehr findet nur noch auf der Teilstrecke Plattling-Deggendorf (zwei bis drei Zugpaare) sowie von Deggendorf nach Hengersberg (ein Zugpaar) an der ehemaligen Strecke nach Kalteneck statt. Der Güterverkehr nach Zwiesel wurde 2000 eingestellt. Nur selten fahren noch Militärzüge von Regen oder Schotterzüge vom Granitwerk Prünst (bei Gotteszell), das zur Regentalbahn AG gehört und u. a. Bahnschotter herstellt, nach Plattling.

Typisch für die Waldbahn sind die vielen noch erhaltenen Bahnwärterhäuser aus der Zeit der Bayerischen Ostbahn. Flügelsignale gibt es leider seit 2003 nicht mehr. Auch die Bahnhöfe wurden radikal zurückgebaut: Gotteszell hat nur noch 3 Durchgangsgleise (früher 5), davon 2 Bahnsteiggleise. Das Gütergleis in Triefenried wurde abgebaut. Regen wurde auf 2 Gleise zurückgebaut (früher 4) und verlor seine Signale. Deggendorf Hbf wurde 2002 zurückgebaut und hat schon seit der Stilllegung der Strecke nach Metten und der Einstellung der Personenverkehrs auf der Strecke nach Kalteneck viel an Bedeutung verloren. Besetzt ist nur noch der Bahnhof Zwiesel. Die Bahnhofsgebäude in Gotteszell und Triefenried dienen jetzt als Wohnhäuser.

Seit 2003 kreuzen die Züge statt in Regen und Ulrichsberg in Zwiesel und Grafling. Seit 2006 findet endlich grenzüberschreitender Personenzugverkehr statt: Einige Züge der Waldbahn fahren bis ins tschechische Spicak durch und sind auf dem tschechischen Streckenabschnitt mit tschechischem Personal besetzt.

In Deggendorf wurde 2008 bis 2010 eine neue Stahlfachwerkbrücke über die Donau errichtet, da ihre Vorgängerin aus dem Jahr 1877 mit ihrer geringen Durchfahrtshöhe ein Hindernis für die Schifffahrt darstellte und sich seit Jahren in einem schlechten Zustand befand.

VT 23 und 28 beim Überqueren der deutsch-tschechischen Grenze in Eisenstein

Fotos

 

Stand: April 2009