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Die Strecke Zwiesel - Grafenau (KBS 906)

Triebwagen der Baureihe 601 im Jahr 1984 bei Grafenau.

Die 31,52 km lange Nebenbahn Zwiesel-Grafenau ist eine der schönsten Nebenbahnen Deutschlands. Sie wurde 1890 von der Königlich Bayerischen Staatsbahn eröffnet und wird heute von der Regentalbahn betrieben. Auch diese Strecke war ein Teil der geplanten Bahnstrecke Passau-Freyung-Grafenau-Zwiesel(-Cham), die aber nie gebaut wurde, da der Bahnhof von Grafenau entgegen der anfänglichen Planung mitten in der Stadt liegt und ein Weiterbau nach Freyung unmöglich war. Nur in den 50ern gab es einige Jahre lang eine solche Verbindung: mit dem Schi-Stra-Bus (Schienen-Straßen-Bus). Nachdem der Bus 1957 beim Besuch einer ausländischen Delegation zwischen Spiegelau und Frauenau mitten im Wald steckenblieb, und weil die Betriebskosten relativ hoch waren, wurde die Verbindung eingestellt.

Baubeginn war 1888. Die Arbeit ging schnell voran, am 18.8.1890 fand die erste Probefahrt statt und am 1.9.1890 war die Eröffnung. Die Strecke kostete 2218478 RM (zum Vergleich: die Ilztalbahn nach Freyung kostete 5940498 RM). Zwei Tage nach der Eröffnung entgleiste eine Lok in Rosenau.

Die Strecke war schon seit etwa 30 Jahren, auch nach der Übernahme des Personenverkehrs durch die Regentalbahn AG 1993, akut stilllegungsgefährdet. 2002 wurde die Strecke saniert und die maroden, 50 Jahre alten Schienen erneuert und auch z. B. die handbediente Schranke in Frauenau ausgebaut und durch eine moderne Halbschranke ersetzt. Die Bahnhöfe sind nicht mehr besetzt (außer Zwiesel), es wird im Zugleitbetrieb gefahren, d. h. jeder Zug muss telefonisch angemeldet werden. Zugkreuzungen finden nicht mehr statt, obwohl es Möglichkeiten in Frauenau und Spiegelau gibt. Signale gibt es nur in Zwiesel. Im Grafenauer Bahnhof liegt seit 2008 nur noch das Bahnsteiggleis.

Y-Stahlschwellen, Fernsprecher und Telegrafenmast am Haltepunkt Großarmschlag.

Streckenverlauf

Die Fahrt beginnt im Bahnhof Zwiesel auf Gleis 1. Einige hundert Meter verläuft die Bahnlinie parallel zu den Strecken nach Plattling und Bodenmais, bevor sie nach links schwenkt und im Stadtgebiet von Zwiesel den Schwarzen Regen überquert. Die nächsten Bedarfshalte sind Lichtenthal und Zwieselau. Wo einst Holz aus Buchenau, Hirschbach und Oberzwieselau von der Zwieselauer Waldbahn verladen wurde, liegt heute eine vielbefahrene Straße. Weiter geht die Fahrt nach Frauenau, das wie viele andere Orte im Bayerwald früher von der Glasindustrie lebte, die per Bahn mit Kohle beliefert wurde. Die neben der Strecke liegende Kirche ist ein beliebtes Bahnfotomotiv. Nun folgt ein längerer Streckenabschnitt durch die Waldwildnis abseits der Straßen, auf dem die Strecke deutlich an Höhe gewinnt. Klingenbrunn-Bahnhof liegt auf etwa 750m Meereshöhe und einer der kältesten Orte Deutschlands. Auch hier wurde Holz von der Schmalspurbahn, nämlich der Spiegelauer Waldbahn, verladen (Die Umrisse der Verladeanlagen sind bei Google Earth gut zu erkennen) und zur Dampflokzeit wurde Wasser gefasst. Heute ist der Bahnhof Ausgangspunkt für Wanderungen zum Rachel. Von Klingenbrunn bis Spiegelau liegt die Strecke auf dem Gebiet des Nationalparks. In Spiegelau besteht Anschluss zu den Igelbussen durch den Nationalpark. Der Bahnhof war bis 1960 Betriebsmittelpunkt des über 100 km langen Waldbahnnetzes und ein bedeutender Güterumschlagplatz. Die Gleisanschlüsse zum staatlichen Sägewerk und zur Glasfabrik liegen noch, doch beide Fabriken sind nicht mehr in Betrieb. Fährt man mit dem Zug weiter, überquert man auf einer stählernen Brücke die Große Ohe und folgt dem Tal dieses Flüsschens nach Großarmschlag, wo die Strecke die ausgedehnten Waldgebiete wieder verlässt. Um den Höhenunterschied hinunter nach Grafenau zu überwinden, verläuft sie in einer Schleife vorbei an Einberg und dem Haltepunkt Rosenau. Dann erreicht der Zug den Endbahnhof Grafenau, der erfreulicherweise sehr nahe am Zentrum der früheren Kreisstadt liegt.

VT 21 und VT 23 am 29.5.2004 bei Rosenau.

Fahrzeuge

1996 ersetzten moderne, 700 PS starke Regioshuttles die alten Esslinger Triebwagen, die NE 81-Triebwagen und die umgebauten Akkutriebwagen (Foto). Seit 2003 wird im Zweistundentakt gefahren. Die Züge fahren zur ungeraden vollen Stunde in Zwiesel und zur geraden vollen Stunde in Grafenau ab. Die Fahrt dauert 47 bis 49 Minuten.

Früher kamen viele Sonderzüge nach Grafenau, z. B. der TEE-Triebwagen BR 601 als "Alpen-See-Express" (1980). Der Güterverkehr (z. B. zur Glasfabrik in Frauenau und zum Sägewerk in Spiegelau), für den bis dahin 211er und Köfs eingesetzt wurden, wurde am 1.10.1994 eingestellt. Es gab übrigens in den 80er Jahren einen Eilgutzug nach Regensburg, der aber nur aus einer Köf 3 und einem einzigen Güterwagen bestand!