Wer im Bayerischen Wald mit Bahn und Bus unterwegs ist oder gar von einem Landkreis in einen anderen fahren möchte, hat es oft nicht leicht. Weder gibt es durchgehende Fahrkarten noch kann man auf einfache Weise herausfinden, was die Fahrt eigentlich kostet. Ganz abgesehen davon, dass es nicht möglich ist, freitagnachmittags, samstags und sonntags in Freyung einen Rufbus zu bestellen. Kein Wunder, dass hier öffentliche Verkehrsmittel von vielen nur als Schüler- und Behindertentransportvehikel wahrgenommen werden. Als Alternative zum eigenen Auto fällt hier so manchem nur das Auto der Eltern, das Auto der Verwandten oder das Auto des Nachbarn ein…

Wie in den Lokalausgaben der Passauer Neuen Presse in letzter Zeit mehrfach bekanntgegeben wurde (unter anderem hier, Deggendorf 01.12.2020), laufen zur Zeit Planungen für einen Verkehrsverbund, der die Landkreise Passau, Freyung-Grafenau, Regen und Deggendorf umfasst. Zum 1. September 2021 soll eine Tarifgemeinschaft dieser Landkreise gegründet werden. Die Stadt Passau ist nach heutigem Stand noch nicht beteiligt.

Einheitlicher Tarif für alle Landkreise

Aktuell gibt es in der Region verschiedene Tarife. So gibt es im Landkreis Passau einen „Wabentarif“, der neben den Buslinien auch die Bahnstrecken Passau-Vilshofen und Passau-Bad Birnbach umfasst (Weitere Infos hier). Im Landkreis Regen gibt es ebenfalls einen Wabentarif, der aber nur für die Linienbusse gilt und nicht für die Waldbahn (Weitere Infos hier). Im Landkreis Freyung-Grafenau gibt es noch keinen Wabentarif, sondern einen kilometerabhängigen Tarif (Weite Infos hier).

Als landkreisübergreifendes Angebot gibt es in Regen und Freyung-Grafenau bisher nur das Bayerwald-Ticket (Tageskarte um 9 Euro) und das Guti (Freifahrt für Übernachtungsgäste in teilnehmenden Gemeinden).

Einfacher Fahrscheinkauf

„Mit was anderem als digitalen Tickets brauchen wir dem Bürger heute gar nicht mehr kommen“ – so wird im oben verlinkten Zeitungsartikel der Deggendorfer Landrat Christian Bernreiter zitiert. Bislang ist es z.B. im Landkreis Freyung-Grafenau nicht möglich, Busfahrscheine über das Internet oder am Handy zu kaufen. In kleineren Bussen werden hier Fahrkarten noch per Hand auf einem Papiervordruck ausgestellt. Doch nicht jeder Fahrgast möchte auf das Handy angewiesen sein. In einem Verkehrsverbund sollte es auch möglich sein, Verbundfahrscheine in örtlichen Geschäften oder touristischen Attraktaionen wie den Nationalparkzentren zu kaufen.

Verknüpfung von Bus und Bahn

Ein Verkehrsverbund beschäftigt sich nicht nur mit dem Fahrkartenverkauf. Ein weiteres wichtiges Thema sind die Anschlussverbindungen zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln und Linien. Wer mit dem Zug nach Passau oder Grafenau anreist, sollte am Bahnhof ohne lange Wartezeit Busanschlüsse in die umliegenden Orte vorfinden oder auf einfache Weise einen Rufbus bestellen können. Aber auch zu überregionalen Verkehrsmitteln wie der ICE-Linie Wien-Passau-Frankfurt oder dem Flughafen München stellt ein Verkehrsverbund Anschlüsse her. Ach ja, auch die Staatsgrenzen zu Tschechien und Österreich sind nicht das Ende der Welt…

Fahrgastinformation

In einer Region, in der die wenigsten Einheimischen in der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel „erfahren“ sind, ist es besonders wichtig, Informationen für Fahrgäste auf leiche zugängliche Weise und verständlich darzustellen. Dazu gehören auch einfache Dinge wie eine von weitem lesbare Beschilderung an Bussen – nicht nur ein laminiertes DIN A4-Blatt an der Windschutzscheibe!

Vorbilder aus anderen Regionen

Andere ländliche Regionen besitzen bereits funktionierende Verkehrsverbünde, die von Einheimischen und Touristen gerne genutzt werden. Als Beispiele, die ich auf Reisen schon kennengelernt habe, seien hier der Verbund VMOBIL in Vorarlberg, der Verkehrsverbund Ostregion in Niederösterreich und dem Burgenland oder der Südtiroler Verkehrsverbund genannt.

Kommentar: Thomas Stifter, Passau/Mauth, Dezember 2020.

Längst überfällig: Planung eines landkreisübergreifenden Verkehrsverbunds im Bayerischen Wald